Lernort Keibelstraße

Die ehemalige Untersuchungshaftanstalt in der Keibelstraße (UHA II) lag innerhalb des Präsidiums der Volkspolizei mitten im Zentrum Ost-Berlins. Die „Keibelstraße“ kann als Chiffre/Symbol für staatliche Repression und Willkür gesehen werden und markierte für viele Inhaftierte den Beginn einer Odyssee durch weitere Strafanstalten. Wie sämtliche Strafvollzugseinrichtungen, unterstand auch diese Untersuchungshaftanstalt sowohl dem Ministerium des Inneren als auch der Volkspolizei. Gemeinsam mit dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) bildete die Volkspolizei eine der Säulen der Herrschaftsausübung und -sicherung in der DDR an der Schnittstelle zwischen Staat und Gesellschaft.
Die Besucher*innen des Lernorts erfahren, wer in der „Keibelstraße“ inhaftiert wurde, wie die alltäglichen Abläufe in der UHA vonstatten gingen, in welcher Weise die UHA in ein größeres Netzwerk aus weiteren Haftorten eingebunden war, wie sich das Personal in der UHA zusammensetzte, welche weiteren Akteure in der „Keibelstraße“ agierten bzw. welche Aufgaben Volkspolizei und MfS in der „Keibelstraße“ zufielen und wie sie zusammenarbeiteten. So ergeben sich wichtige Einblicke in das Rechts- und Herrschaftssystem der DDR.
Wie andere DDR-Haftstätten, war auch die „Keibelstraße“ ein Ort, an dem sich Vorstellungen von Kriminalität, politischer Opposition und sozialer Abweichung in Form von Freiheitsentzug manifestierten, aber zugleich formte die Funktionsweise der Haftanstalten diese Vorstellung auch mit. Die „Keibelstraße“ steht exemplarisch für den Umgang eines autoritären Systems mit Individuen. Das Recht auf Gehör, rechtliche Beratung und einen ordentlichen Prozess als Fundamente staatlicher Fürsorge wurde den Inhaftierten nur teilweise gewährt, Rechtsurteile wurden in enger Abstimmung zwischen Staatsanwaltschaft und Richter*innen bzw. in wichtigen Fällen mit Führungskräften der SED und MfS geschrieben und getroffen. Das Recht, Briefe an Angehörige zu schreiben, wurde häufig verwehrt. Mit den Prinzipien „Ordnung und Disziplin“ sollte bei Inhaftierten die Einstellung zu Staat und Gesellschaft geändert werden, hierbei wurde vor allem mit Druck gearbeitet. Auch in der Untersuchungshaft wurden diese Prinzipien verfolgt.
Der Lernort Keibelstraße wird gefördert von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Kooperationspartner sind: Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und Freie Universität Berlin
Beginn: September 2018
Zur Webseite des Lernorts Keibelstraße
Mitarbeiter*innen sind: Jan Haverkamp (Bildungsreferent) und Birgit Marzinka (Leiterin)