LaG-Magazin „Gender im Diskurs. Geschlechterfragen und gesellschaftliche Ordnungen“
Das aktuelle LaG-Magazin beschäftigt sich mit Gender aus diskursiver Perspektive: Es bietet Einblicke in historische Debatten um Geschlechterfragen und kontextualisiert aktuelle Diskussionen rund um Gender und Geschlecht. Es ist in Kooperation mit dem Berliner Standort des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) am Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin entstanden. Wir bedanken uns herzlich für die Förderung!
Einführung in das LaG-Magazin
„Ob Frauen denken können“? – Diese Tatsache stellten zahlreiche gebildete Männer noch vor gut hundert Jahren in Frage und machten sie zum Gegenstand einer hitzigen Debatte. Das mutet aus heutiger Perspektive nicht nur grotesk an, sondern mag vielleicht auch deshalb verwundern, da aktuell mitunter der Anschein erweckt wird, als seien Debatten über Geschlecht und Gender Ausdruck eines Zeitgeistes, einer woken linksliberalen Diskussionskultur.
Die Auseinandersetzung über die Fragen, wie die Geschlechter zueinander stehen und wie diese gesellschaftlich determiniert und interpretiert werden, wurde lange Zeit von Männern bestimmt. Dabei dienten die historisch unterschiedlich fundierten Geschlechterkonstruktionen auch dazu, gesellschaftliche Ordnungen zu stabilisieren, insbesondere in Zeiten von Krisen bzw. in Reaktion auf sie. Die vorliegende Ausgabe des LaG-Magazins möchte Einblicke in historische Debatten und deren Verlauf gewähren und dadurch die aktuell mitunter aufgeregt geführte Auseinandersetzung über Gender kontextualisieren.
Hannah Lotte Lund beginnt damit Ende des 18. Jahrhunderts und zeichnet nach, wie und mit welch langfristiger Wirkung die Kategorie Natur in die Debatten über die Geschlechter eingeführt wurde.
Tanja Gäbelein zeigt auf, wie Homosexualitäten im Deutschen Kaiserreich verhandelt und diese Zuschreibung als Instrument der Machtausübung eingesetzt wurden.
Die Frage, „ob Frauen denken können“, war eines der Instrumente, um Frauen den Zugang zu Hochschulen zu verwehren. Die Auseinandersetzung und wie es doch gelang, zeichnet Elke Blumberg nach.
Die Rede, die Stefanie Schüler-Springorum anlässlich des Gedenktags an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2023 im Thüringer Landtag gehalten hat, ruft in Erinnerung, dass gerade der queeren Opfer des Nationalsozialismus lange Zeit nicht gedacht wurde.
Dass sexuelle Vielfalt auch heute noch als Feindbild dient und für welche Gruppen es Mobilisierungspotenzial bietet, erläutert Gert Pickel.
Monty Ott weist darauf hin, dass es die Aufgabe der globalen Linken gewesen sei, in Reaktion auf das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 die intersektionale Verschmelzung von Antisemitismus und sexualisierter Gewalt bzw. Antifeminismus zu benennen.
An einem digitalen Roundtable unternehmen Christina Wolff, Sigrid Roßteutscher und Hannah Lotte Lund den Versuch, gemeinsame Argumente und Mechanismen in Geschlechterdebatten zu identifizieren, Differenzen auszuloten und zu ergründen, warum das Thema gesellschaftlich oftmals so aufgeregt diskutiert wird.
Comics und Graphic Novels thematisieren Geschlechterfragen auf vielschichtige und zugleich zugängliche Art und Weise. Sabrina Pfefferle analysiert diesen Zugang zum Thema. Dabei stellt sie „Der Ursprung der Liebe“ von Liv Strömquist ins Zentrum.
Das Schwule Museum als Ort kontroverser (Selbstverständigungs-)Debatten und als Impulsgeber stellt Heiner Schulze vor.
Die Ausstellung „Gemeinsam sind wir unerträglich“ verhandelt unterschiedliche Facetten der unabhängigen Frauenbewegung in der DDR. Einblicke in die Ausstellung und ihren Katalog gibt Sabrina Pfefferle.
Wir freuen uns sehr, dass wir die vorliegende Ausgabe in Kooperation mit dem Berliner Standort des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) am Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin umsetzen konnten und bedanken uns herzlich für die Förderung!