Raum der Namen – Denkmal für die ermordeten Juden in Europa
Der dritte Ausstellungsteil des „Stiftung Denkmals für die ermordeten Juden Europas“ ist den individuellen Lebensgeschichten von Opfern des Holocaust aus ganz Europa gewidmet. Im Gegensatz zu den anderen Ausstellungsräumen wird hier vollständig auf Bildmaterial verzichtet. Die jeweilige Kurzbiografie wird über Lautsprecher hörbar, während Vor- und Nachname sowie die Lebensdaten an alle vier Wänden projiziert werden.
Im Zeitraum 01.02. 2014 – 28. 02. 2015 recherchierten wir weitere 528 Biographien und verarbeiteten sie zu Hörbiographien. Der Schwerpunkt lag hierbei auf Biographien litauischer, lettischer und estnischer Juden. Die Übersetzerin Olga Schürer stellte uns hierfür bislang unveröffentlichte Lebensgeschichten litauischer Überlebender der Shoah zur Verfügung, aus denen Namen der ermordeten Verwandten generiert werden konnten. Von den 528 Biographien wurden 468 aufgenommen und in die Ausstellung integriert.
Im zweiten Projektteil (Laufzeit 01.03. – 31.12.2015) wurden 250 Biographien recherchiert und zu Hörbiographien verarbeitet. Hier lag der Schwerpunkt auf Biographien aus dem Warschauer Ghetto. Die Agentur für Bildung ging hierbei u.a. eine Kooperation mit dem Korczakianum in Warschau (Martha Ciesielska) ein. Martha Ciesielska stellte uns Biographien von Mitarbeiter_innen aus dem Waisenhaus von Janusz Korczak und einiger Kinder zur Verfügung, die nach Treblinka deportiert wurden. Zum anderen waren die Projektmitarbeiterinnen in Warschau, um Quellen aus dem Jüdischen Historischen Institut (ŻIH) und dem neu eröffneten Museum Polin zu erhalten. Es wurden vor allem Biographien zu Kämpfer_innen des Warschauer Ghettoaufstandes, Mitgliedern des Judenrates, Künstler_innen und Schauspieler_innen bzw. im Ghetto Verstorbenen (Sterbekarten aus dem ŻIH) recherchiert. Unterstützung erhielt das Team von zwei Pratikant_innen des Studiengangs Public History.
Im Jahr 2016 erschien unter dem Titel „Jeder Mensch hat einen Namen – Gedenken an die ermordeten Juden Europas“ ein mit Mitteln des Auswärtigen Amtes ermöglichte Broschüre. Denn viele Fotos und auch andere Dokumente zu den Ermordeten, die bei den Recherchen entdeckt und gesammelt werden konnten, lagen bis dato ungenutzt in der Datenbank. Mittels dieser Broschüre erhalten die Personen, an die im „Raum der Namen“ erinnert wird, erstmals nicht nur ihren Namen zurück, sondern bekommen auch ein Gesicht. Zudem bietet die Publikation Angehörigen und Wissenschaftlern, die selbst (z.B. für die eigene Familiengeschichte, für Stolpersteine oder Schulprojekte) Informationen suchen, einen Einblick in die wichtigsten Recherchewege.
Das Projekt ist eine Kooperation mit dem „Förderkreis der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ und der Agentur für Bildung.